Mittwoch, 13. Oktober 2010

Der neue Mast

Der alte Mast im August 2004. Kurz nach Auslaufen auf dem Hinweg von Eckernförde nach Laboe zu den Klassiker Regatten wurde „Sleipnir IV“ von orkanartigen Böen getroffen. Alleinsegelnd hatte ich alle Mühe, mit der dafür zu großen Segelfläche klar zu kommen. Mit Besorgnis beobachtete ich beim Reffen den sich unter der enormen Last schüttelnden und verdrehenden Mast. Ich erreichte Laboe mit der Gewissheit, dass mein Schiff so etwas aushält.

Auf der Rückfahrt wehte es mit beschaulichen sechs Windstärken, aber einer für die Ostsee typischen, kurzen und steilen See, in die das Schiff heftig einsetzte. Auf dem Stollergrund hatte ich gerade zwei mitlaufende Yachten überholt und gewendet, als das Unerwartete geschah.

010 02,5'E 54 31,8'N, mit splitterndem Krachen knickte der Mast nach lee und knallte neben den Rumpf ins Wasser! Sleipnir verlor rasch an Fahrt und legte sich quer zur See. Ohne den Mast hat der Rumpf eine extrem geringe Rollperiode und schlug in dem kurzen, hohen Seegang wild von Backbord nach Steuerbord. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, flog durch die Gegend. Es war nahezu unmöglich, sich an Oberdeck zu bewegen. Meine größte Sorge galt den in lee treibenden Wrackteilen, die nun an den Rumpf gedrückt wurden. Es gelang, die Bruchstücke des Mastes mit beiden fast neuen Segeln an Deck zu bekommen und zu fixieren. Die Überholten hatten das Geschehen beobachtet und einer der beiden drehte bei, um Schlepphilfe anzubieten. Ich befand mich bei dem ablandigen Wind zwar nicht in Seenot, war aber dennoch dankbar, denn ganz ohne Segel war ich ungewohnt manöverierunfähig.

Wieder im Hafen . . .

Wieder im Hafen war ich froh, die Bruchstücke und vor allem die beiden neuen Segel geborgen zu haben. Die Situation hätte sicher ein Kappen aller Drähte und die Aufgabe der im Wasser befindlichen Riggteile gerechtfertigt, was die Schadensumme beträchtlich erhöht hätte.

Der Sachverstaendige ermittelte als Havarieursache
"Alterung des Materials"

Nach 58 Jahren hatte nicht etwa das Holz, sondern der damals verwendete Leim  großflächig nachgegeben. Vermutlich wurden die Verleimungen beim Fiasko auf dem Hinweg bereits so in Mitleidenschaft gezogen, das es auf dem Rückweg nur noch heftiger Stampfbewegungen bedurfte, um sie entgültig versagen zu lassen. 


Das Datum 19.VI.46 war an der Innenseite des Mastes angebracht
 
Zum Glück ist "Alterung des Materials" als versichertes Risiko in meiner Wehring & Wolfes Klassiker-Vollkasko-Versicherung ausdrücklich erfasst. 



Der neue Mast. 

Das Holz . . .

Die Boots- und Yachtwerft A.Sick in Rendsburg fertigte den neuen Mast . . . 

. . . wird zum Rohling.

. . .  nach den Original-Unterlagen von „Abeking & Rasmussen“.

Der Rohling . . .
. . . mit Lack . . .

Der ist gut einen halben Meter länger als der Alte.

. . . mit Salingen und Fallwinsch.

Natürlich gab es bei der Gelegenheit auch neue Salinge, Wanten, Stagen und Beschläge. . .

Kopfbeschlag

. . . und ein neues Mastschinensystem. . .

fast fertig

. . . und einen neuen Baumbeschlag . . . 

Der neue Mast wird "probegestellt"

. . . und eine Fallwinsch. Und... und... und.




Der fertige Mast 2006