Sonntag, 7. November 2010

. . . und dann kam 6mR "Sleipnir IV" !

1986 war ich seit vier Jahren bei der Marine und hatte bereits zweieinhalb Jahre Seefahrt als Elektronik-Unteroffizier an Bord von Ubooten absolviert. Seit Jahresbeginn befand ich mich in der Offizierausbildung. Mit meiner damaligen Verlobten, heute Ehefrau, bewohnte ich eine kleine Eineinhalb-Zimmer-Wohnung in Kiel.

Die YACHT-Zeitschrift gehörte schon damals zur obligaten Lektüre. Wir suchten ein Schiff und waren bereits um einen 30er Schärenkreuzer in Verhandlungen getreten, als mich meine Verlobte Anfang Mai auf eine Verkaufsanzeige in der YACHT aufmerksam machte:

6mR-Yacht G38 Bj.1938, A&R, Mahag.natur kompl. m. Zubeh. zu verk.

"Das ist eine kleine Zinita" gab ich zu bedenken, "Das kann man vergessen, unbezahlbar".
Mit meinem Offizieranwärtergehalt sah ich mich in der Lage, fünftausend Deutsche Mark für ein Schiff aufzubringen. "Ruf doch trotzdem mal an" war die Empfehlung meiner Verlobten. Es meldte sich eine alte Dame, die mir mitteilte, dass das Schiff für zehntausend Deutsche Mark zu verkaufen sei. Ich verabredete umgehend einen Besichtigungstermin. Also fuhren wir in unserem Käfer Cabrio zum Gut Eckhof in Strande, und da stand sie:

Auf einem Unimoggestell, in Mahagoni-natur und einem Holzmast mit drei Salingen! Lack- und Farbschichten waren in schlechtem Zustand, die Kernsubstanz hingegen voll in Ordnung, das vermochte ich festzustellen. Eine Saling war gebrochen.

Dieses Schiff musste es sein, da gab es keine zwei Meinungen! Wir meldeten uns bei der alten Dame und äußerten unsere Kaufabsicht, doch so einfach war das nicht. Zunächst wurden wir zum Kaffee eingeladen und ausgiebig befragt und mussten berichten.
Dieses Schiff war nicht einfach so zu kaufen, vielmehr musste man es adoptieren! Der alte Herr war sehr penibel damit gewesen, bauliche Veränderungen waren für ihn Frefel und eine Änderung des Original-Namens dürfe niemals stattfinden, das mussten wir an Eides statt versichern. So wurde man sich einig und es dauerte eine Weile, bis ich dieses Glück wirklich fasste. 

Alles weitere das Boot betreffend wurde von Herrn Dehning Junior abgewickelt. Der hatte eigentlich gar keine Zeit, denn er war stark in einer Umweltschutzgruppe engagiert, die gerade damit beschäftigt war, die Radioaktivität im Supermarktgemüse zu messen, denn die Tschernobyl-Katastrophe hatte gerade stattgefunden. Jedenfalls fand ich es bermerkenswert, wie er sorgfältig auf die richtige Reihenfolge beim Ablegen seines gelben Ölzeugs achtete, um sich nicht mit dem radioaktiv verseuchten Regenwasser zu kontaminieren. Von ihm erhielten wir das gesamte Zubehör des Schiffes, das sich in dem  Sommerhäuschen der Familie Dehning in Strande befand. Es reichte aus, um unsere kleine Kieler Wohnung in eine Segelkammer zu verwandeln.

"Sleipnir IV" 1986 in Strande
 

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